24. April 2024, 20:16 Uhr

Mobbing und Pornos an Kölner Schulen

Ferunterricht wird massiv gestört

Am Montag ist „Safer Internet Day“. Der weltweite Aktionstag ist von der Europäischen Union initiiert, findet jährlich statt, und möchte „Mehr Sicherheit im Internet“ fördern. Wie sinnlos solche „Aktionstage“ sind, zeigt, was gerade an mehreren Kölner Schulen geschieht
Der Fernunterricht per Videochat wird immer häufiger von Chaoten gestört. Dabei bleibt es nicht bei harmlosen Streichen. Vereinzelt werden in die Konferenzen auch Pornos eingespielt. Der Jingle von Pornhub ist schon zu einer Art „Running gag“ geworden. In mindestens einer Schule kam es jetzt schon zur Strafanzeige. Die Stadt schweigt zu den Vorfällen.

Mit dem zweiten Lockdown kamen langsam – einige sagen: viel zu langsam – funktionierende Fernunterrichtskonzepte auf. Es ist zwar noch viel Arbeit, aber man hat ja gelernt, sich mit kleinen Fortschritten zu begnügen.
Noch anpassungsfähiger zeigt sich aber die „dunkle Seite der Medaille“: Unbekannte kapern inzwischen die schlecht gesicherten Videochats z.B auf Zoom und machen derbe Scherze – bis hin zu harter Pornographie, die plötzlich bei allen Kindern über den Bildschirm läuft.

Die Zeiten sind schwierig, für Schüler, Eltern, aber auch für die Schulen. Die halbgaren Lösungen nach fast einem Jahr Bedenkzeit überzeugen nur begrenzt, wenn sie solche Auswüchse fördern, obwohl die Fehler jedem Zwölfjährigen aufgefallen wären. Offensichtlich sind sie das nämlich, denn auch bei den Primanern geht es rund.

Datenschutz als Täterschutz

Die Sicherheitsmaßnahmen sind lächerlich: wer den entsprechenden Link hat, ist im Fernunterricht drin und die Störer loggen sich meist unter dem Namen von „echten“ Schülern – oder sogar Lehrern ein. Auf geschützte Benutzerkonten mit Passwort hat man verzichtet – gerade mit dem fadenscheinigen Argument des Datenschutzes. So kann sich jeder in die Meetings einschleichen, auch Pädophile könnten sich unter fremder Identität dort aufhalten. Bisher scheinen dort aber eher Schüler anderer Klassen oder Schulen dort ihr Unwesen zu treiben. Man spricht schon von einer Art schulübergreifendem „Wettbewerb“, wer „der Heftigste“ ist.

 

Die Lehrer sind zornig … und hilflos

In Emails an die Eltern versucht man, der Situation Herr zu werden. Letzlich ist man aber wieder an das System der „Weisung von oben“ gebunden und schließt eher behäbig und improvisiert die Lücken. In einem Kölner Gymnasium hat ein 12jähriger inzwischen eine „Grundauthentisierung“ per WhatsApp erfunden, die er beim Online-Banking abgeschaut hat. Dazu war das Schulamt oder das Kultusministerium NRW nicht in der Lage, ebenso wenig, wie so eine Entwicklung vorher zu sehen. Die  pädagogische Erfahrung der NRW-Schulpolitik scheint aus der Vor-Internet-Ära zu stammen. Kultusministerin Gebauer (FDP) weist jedenfalls keine entsprechende Qualifikation auf, die gelernte Rechtsanwaltsgehilfin verdiente ihr Geld bisher als Hotelbetreiberin und im Immobiliensektor.

„Also mein Kind macht sowas nicht…“

Viele Eltern verfallen wie das Schulamt in eine Schockstarre. Offensichtlich passiert es aber trotz „wegschauen“, offensichtlich „müssen“ die Kinder knallharte Pornografie und üble Beleidigungen erdulden. Einige minderjährige „Tik-Toker“ scheinen völlig hemmungslos zu sein. Was allerdings auch an den Schulen liegen kann, die das Thema „Medienkompetenz“ zu lange vernachlässigt haben, weil entsprechende Impulse aus der Politik fehlten, Stichwort #Neuland.

Der SPD-Abgeordnete des Landtags Jochen Ott (SPD) forderte nun in einem ZDF-Interview die Kultusministerin Gebauer zum Handeln auf. Er bezog sich dabei auf bundesweite Meldungen, nach denen die Videochats mitgeschnitten und für Mobbing in sozialen Netzwerken verbreitet werden. Offenbar handelt es sich um kein lokales Kölner Phänomen. Umso schlimmer, daß sich die Kölner Behörden wegducken.

Und es gibt schon Kinder, denen das „zuviel“ wird. Die Beleidigungen gehen oft namentlich für alle sichtbar über den Schirm – Mobbing vor ohnmächtigen Lehrern.  Hilfsangebote, auch zum Thema Medienkompetenz, finden Sie unten in der Box unter „Dialog“.

Das Schulamt schweigt – wer schützt die Kinder?

Ich habe bei der Pressestelle der Stadt Köln nach einer Stellungnahme des Schulamtes angefragt. Keine Antwort – die Stadt hüllt sich wie so oft solange komatös in Schweigen, bis die Hauspresse aus der Amsterdamer Strasse ihren weichgespülten Bericht abgesprochen hat. Das Auskunftsrecht der Presse gilt in Köln wohl nur für die Hofberichterstattung aus dem Verlag der Ehrenbürgerin DuMont. Während alle anderen öffentlichen Stellen mit about.koeln zusammenarbeiten, verteilt die Oberbürgermeisterin Reker ihre Gnade der Pressefreiheit nur an gewogene Redaktionen.
Der „Safer Internet Day“ findet dieses Jahr übrigens nur in Deutschland unter dem Motto „Who do I believe? Opinion making between fact and fake“ (Wem glaube ich? Meinungsbildung zwischen Fakt und Lüge) statt. Man darf sich fragen, warum das deutsche Motto vom offiziellen Slogan „Together for a better Internet“ abweicht. 
Es geht also beim „Aktionstag“ in Deutschland um Meinungsbildung aus dem Internet, oder verkürzt: um „Fakenews“. Erstaunliches Pharisäertum, weil die Stadt Köln lieber in einem „Newsroom“ die „offizielle Wahrheit“ verkünden möchte und auf Presseanfragen nur reagiert, wenn die Fragen der Stadtpolitik gefallen (mj)

 

Anmerkung:
Dieser Artikel wurde am 3. Februar geschrieben. Ich wartete 2 Tage auf die Antwort einer Presseanfrage an das Schulamt, da mir die journalistische Sorgfalt auferlegt, eine Stellungnahme zu ermöglichen. Die kam – wie aus meinen Erfahrungen mit dem Presseamt der Stadt Köln zu erwarten war – nie. Naiv wollte ich trotzdem darauf warten und setzte eine Frist bis zum 7. Februar.

Am 05. Februar kam der „KStA“ mit einer Paywall-Story, wenn die auch nur die Hälfte der Vorfälle beschreibt. Ich ahnte das bereits im letzten Absatz des ursprünglichen Artikels. Kein Wort von „Pornographie“.

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, und dem Presseamt eine besondere Nähe zum Kölner StadtAnzeiger unterstellt. Zukünftig werde ich mir genauer überlegen müssen, ob man den Kollegen vom StadtAnzeiger die Stories über den Umweg „Presseamt“ vorlegt. Bereits mehrfach kamen auf „wundersame Weise“ Berichte anderer Kölner Medien zustande, nachdem ich mit dem Presseamt Kontakt hatte. So bei den Luxusbüros des Gesundheitsamtes, den 6€-Masken von Jens Spahn und der inszenierten Impfung . Manche „inspirierten“ allerdings auch kaum, so wie der erfrorene Obdachlose. Vielleicht fiel selbst den Kollegen keine Entschärfung mehr ein.(mj)

Suche

Es gibt 11 Trümmerberge aus dem 2. Weltkrieg in Köln. Der instabile „Säureberg“ (gemeint sind Blausäureverbindungen) in Köln-Kalk, auf dem ein Hubschrauberlandeplatz gebaut werden sollte, ist keiner davon.