25. April 2024, 5:40 Uhr

Mein Haus, mein Freund, mein Tischtennisschläger

Über Karl Lauterbach gibt es so manches Gerücht, nur eines nicht: daß er seit mehr als zwei Tagen nicht mehr in einer Talkshow saß. Man könnte schon vermuten, daß Lauterbach sitzen bleibt, während die Deko drumherum zu „Maybit Illner“, „Maischberger“ oder „Hart aber fair“ umgebaut wird.
Dabei kommt die eigene Karrierempfehlung offenbar irgendwie aus dem Gleis, er gilt seit dem Beginn der „Coronakrise“ als Spielverderber. „Das geht so nicht“, dachte sich wohl die SPD-nahe Ortspresse dank einer DPA-Meldung und machte mit Günter „Ali“ Wallraff und dem Karlchen eine „Home Story“.

Eine „Home Story“ ist in journalistischen Kreisen eine Arbeit für Praktikanten im Dunstkreis journalistischer Gefälligkeiten für Insiderinformationen, also für die, die ihr Image verbessern wollen oder an der PR arbeiten müssen.

Auch in diesem Fall, bei dem der selbsternannte „Enthüllungsjournalist“ – früher nannte man es eher „agent provocateur“ – Günther Wallraff seinen Freund Karl Lauterbach in Schutz nehmen wollte und man mit geladenem Pressevertreter unverkrampft Tischtennis spielte, über die eine oder andere Belanglosigkeit schwadronierte, Karl „Fliege“ Lauterbach einen „trockenen Humor“ bescheinigte und überhaupt alles tat, um diesen Begriff „Spaßverderber“ aus der Welt zu schaffen.

..man muss sich verkleiden, um die Gesellschaft zu demaskieren, muss täuschen und sich verstellen…
(Günter Wallraf im Vorwort zu seinem Buch „Ganz unten“)

 

Dabei verletzt der eigentlich als so gewieft wahrgenommene Journalist Wallraff eiserne Regeln der PR: man nennt das Problem nicht beim Namen, sondern zeigt das Gegenteil. Und man macht sich als Journalist nicht mit einer Sache gemein. Man „informiert“ die DPA nicht in eigenem Interesse, aber der Herr Wallraff ist eben auch kein Hort berufsethischer Standards, außer in fremden Angelegenheiten.

Vielleicht hatte er sich auch eine Schlagzeile wie „So entspannt Karl Lauterbach von seinem unterbezahlten Knochenjob“ gewünscht – da haben aber nicht mal die Kollegen vom Kölner „Express“ mitgemacht. Möglicherweise hat sich Wallraff aber auch nur als „Freund“ geschminkt um Lauterbach zu demaskieren? Man weiß es nicht, der „investigative Journalist“ ist wohl noch „dran“. Vielleicht ist es auch gar nicht Günter Wallraff, sondern Manuel Neuer.

Auf jeden Fall hält Walraff einen Tischtennisschläger in die Kamera, der aussieht, als ob schon die Köln gründenden Römer damit Hirschkeulen über offenem Feuer gebraten hätten und neben ihm steht der ebenso ausgemergelt wirkende Lauterbach. Asketische Ansichten beiderseits, man möchte Brot werfen. Sollten Sie mal ein Bild von zwei Spaßbremsen benötigen: hier würden sie fündig.
Auf einem weiteren Bild sieht man dann, daß Lauterbach immerhin über einen neueren, wenn nicht sogar brandneuen, Schläger verfügt. Ein Schelm, wer das alles für etwas zu „konstruiert“ hält.

Aber immerhin erfährt man, daß der Herr Lauterbach über einen Schlüssel für Wallraff’s Ehrenfelder Wohnung verfügt und der deshalb „dort keine Orgien feiern könne“.
Das Mitleid greift händeringend um sich, wenn solche schillernden Playboys ohne Wein, Weib und Gesang auskommen müssen. Aber wer weiß, wozu so ein Schlüssel gut ist. Vielleicht feudelt der Karl da mal nebelfeucht mit dem Desinfektionslappen durch, wenn der Günter woanders drei Nächte durchfeiert – man weiß es nicht. Mir ist zwar nichts Menschliche fremd, aber die zwei älteren Herren in einem Gedanken mit Orgien zu haben könnte ist ein arges Opfer meiner Tätigkeit hier.

Jetzt ist eben auch Günther Wallraff nicht gerade der hedonistische „DJ Ali“ der Partyszene – eine „Spaßbremse“ will hier einer anderen „Spaßbremse“ also bescheinigen, daß er keine „Spaßbremse“ sei. Na gut…Fremdschämen ist ja auch PR.

Vielleicht deshalb erschien der Artikel (bisher) auch nur in der Boulevardvariante, vielleicht war es sogar dem „StadtAnzeiger“ zu blöde.

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