29. März 2024, 9:35 Uhr

Illegales Rennen: Schußwaffe gefunden

Die "Lunte" scheint immer kürzer zu werden.​

Am Sonntagabend haben Zivilpolizisten in Bayenthal einen BMW-Fahrer (26) vorläufig festgenommen. Sie hatten in seinem Kofferraum versteckt eine Schußwaffe gefunden.

Angehalten hatten die Zivilfahnder den Mann, weil er vorher durch aggressives Fahren mit weit über 100km/h schon am Rheinufertunnel aufgefallen war und dann weiter gefährlich die Rheinuferstrasse  Nachdem, der Fahrer in Höhe der Schönhauser Allee beinah schon die Kontrolle über sein Fahrzeug verlor und über die Fahrbahn driftete, konnten die Polizisten den 4er BMW erst am Bonner Verteiler stoppen.

Nach einer Änderung der Strafgesetzbuches von 2017 (§315 StGB) machen sich auch einzelne Fahrer strafbar, ein Rennen gegen andere ist nicht mehr erforderlich. Das Strafmaß liegt in einfachen Fällen bei bis zu zwei Jahren oder Geldstrafe, bei Gefährdung anderer bei bis zu fünf Jahren. Wird dabei ein Mensch getötet oder schwer verletzt, liegt die Mindeststrafe zwischen einem und zehn Jahren. Mehrere Unfälle auch in Köln hatten  bundesweit Aufsehen erregt. Am 14, April wurde die 19jährige Studentin Miriam im Auenweg von einem Raser erfasst und starb drei Tage später an den Verletzungen. Drei Wochen vorher waren zwei 19jährige bei einem Rennen auf der Aachener Strasse in ein Taxi gerast. Ein 49jähriger Österreicher starb im Krankenhaus. Schon 2001 wurde der unbeteiligte Sohn des damaligen Oberbürgermeisters Fritz Schramma durch ein außer Kontrolle geratenes Fahrzeug auf den „Ringen“ getötet.

Im Anschluß an die Toten von 2015 gründete die Kölner Polizei die Soko „Rennen“, die dann auch mit öffentlichkeitswirksamem Auftreten „Null Toleranz gegen Raser“ verkündete. Liest man über einen längeren Zeitraum die Polizeimeldungen, dann fällt auf, daß immer noch rasende „Irre“ unterwegs sind. Die Stadt hingegen versagt weitgehend bei diesem Phänomen:
In den letzten Jahren stellte man (das Ordnungsamt – nicht die Polizei) zahlreiche feste Blitzer auf, die aber gegen eine dynamische Rennszene -wen wundert’s- keinen Effekt haben konnten, sondern eher „Touristenfallen“ für Ortsunkundige sind. Auch mobile Radarfallen werden über Apps wie „Blitzer“ oft schon beim Aufbau gemeldet und sind für die Autotuner leicht zu umfahren.  Hier geht es der Stadt wie immer um Einnahmen an Orten, deren Standorte von den „Blitzerverleihern“ empfohlen werden, aber nicht um die Verkehrssicherheit.
Aber auch die Polizei kommt nicht wirklich weiter: die Kontrollaktionen des PR-freudigen ehemaligen Innenministers Ralf Jäger erregten zwar viel Aufmerksamkeit, waren aber bei den „üblichen Rasern“ weitgehend erfolglos.
Im bundesweiten Vergleich fällt bei der Kölner „Szene“ auf, daß man sich sonst außerhalb der Stadt in Gewerbegebieten trifft, in Köln aber mitten in der Stadt.

„Das sind junge Männer, die in ihrem Alltag nicht allzu viel Bestätigung bekommen. Sie wollen imponieren, gesehen werden und sind auf der Suche nach Akzeptanz.“
(Martin Lotz, 2015 als Leiter der Verkehrsdirektion Köln)

Der Führerschein und das Fahrzeug des polizeibekannten Fahrers mit dem Aufmerksamkeitsdefizit wurden sichergestellt. Laut der Pressestelle des Polizeipräsidiums Köln ist er nicht der „Rennszene“ zuzuordnen. Trotz der Schußwaffe verzichtete die Staatsanwaltschaft auf die sonst übliche Hausdurchsuchung.

Aggressionsdelikte im Umland

Im Kölner Umland kam es zu mehreren „Aggressionsdelikten“. In Leverkusen verprügelte ein polizeilich als „Intensivtäter“ wegen Gewaltdelikten eingestufter Mann (29) seine Lebensgefährtin (46) auf offener Strasse. Der Mann konnte kurz danach festgenommen werden, bei ihm wurden 0,7 Promille beim Atemtest festgestellt. Der Mann wird einem Haftrichter vorgeführt.

Die Autobahnpolizei musste auf der A1 die Führerscheine und Fahrzeuge sicherstellen. Ein 34jähriger hatte einen 45jährigen auf der Autobahn bis zum Stillstand ausgebremst und anschließend dessen Wagen mit einem Schraubenschlüssel beschädigt. Anschließend bezog er vom Ausgebremsten Dresche und wurde leicht verletzt.

Ein 27jähriger Fahrer bremste wegen der stehenden Fahrzeuge ab. Seinem VW fuhr dann ein Mazda auf, der schwer beschädigt wurde. Nach Einschätzung der Polizei war es nur dem Zufall zu verdanken, daß kein Mensch zu Schaden kam.

Drei Stunden später bremste auf der A57 ein 54jähriger im Volvo einen 32jährigen BMW-Fahrer so stark aus, daß dieser auffuhr. Laut Zeugenaussagen hatten sich beide schon vorher mit Lichthupe und riskanten Überholversuchen aufgeschaukelt. Führerschein und Volvo des 54jährigen wurden beschlagnahmt.

Man kann das Gefühl bekommen, die Aggressionsschwelle sinkt – und es handelt sich offenbar nicht mehr um junge Männer. Auch Volvo-Fahrer sind kaum der Raser, sondern – entschuldigen Sie das Klischee-  eher der Lehrerszene zuzuordnen.(mj).

 

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In der Wahner Heide wurden im 1. Weltkrieg verschiedene Giftgase erprobt. Noch heute könnten dort Giftgasblindgänger im Boden liegen.